Innovation
Innovation – Change
Vortrag an der TU München April 2012
Oft wird die Frage gestellt, ob eine Revolution oder Evolution den Weg aus der Innovationsfalle bringt.
Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Manchmal ist es die sinnhafte Kombination von Bestehendem und Adaption von Bestehendem, aber manchmal auch die disruptive Art, Neues einzuführen.
Was heißt Adaption? Adaption ist die Veränderung des bewährten Zustandes an neue Anforderungen. Neue Anforderungen müssen natürlich erkennbar sein. Dies wird unterstützt durch neue Blickrichtungen, denen wiederum man offen sein muss.
Leider verschwindet der offene Blick manchmal. Kennen Sie den Satz: „Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.“ Im Tagesgeschäft gehen Besonderheiten unter. Besonders das Individuum Nach der Assimilation eines Individuums und seines Geistes in einen Konzern, folgt es dem Konzernblick/Abteilungsblick. Es erfordert Selbstdisziplin, sich nicht assimilieren zu lassen und es erfordert Unterstützung im Team gegenseitig den Blick für neue Dinge offen zu halten.
Daher gilt meine Empfehlung.
Schau doch mal rechts und links,
erkenne dort das neue Dings,
das dort unbeachtet steht
Und dein G’schäft nach vorne dreht
Immer wieder gibt es Beispiele für Innovationen, die durch die etablierte Mitspieler am Markt verschlafen wurden. Der Zyklus, in dem eine Innovation aus einem neuen Geschäftsmodell erwächst kann 10 Jahre oder 50 Jahre dauern. Man kann das vorher nicht genau sagen, und darin liegt eines der Probleme.
- Beispiel: Telefonanlagen – Applikationen
Es gab eine Zeit, die sehr erfolgreich für Hersteller von Telefonanlagen war. Die Technik verbesserte sich ständig, die Anwendungsfälle blieben immer die gleiche und so konnten sich die Techniker austoben und die Produktmanager mussten nur die neuen technischen Möglichkeiten auf die immer gleichen Anforderungen abbilden. Als dann benachbarte Nischen größer wurden und zu eigenen Produktsegmenten wurden (Voicemail, Call-Center) und diese Applikationen mit den PBX zusammen dem Kunden verkauft wurden, taten sich neue Geschäftsmodelle auf. Und mit der Zentralisierung von Telefonanlagen kamen ganz neue Geschäftsmodelle auf, an die sich die Hersteller adaptierten, mehr oder weniger erfolgreich.
- Beispiel: Mini Mills
In der weltweiten Stahlindustrie kamen in den 60er Jahren die sogenannten Mini Mills auf den Markt. Das waren elektrisch beheizte Hochöfen, die zu Beginn noch Stahl mit niedriger Qualität produzierten aber langsam besser wurden. Die großen Stahlproduzenten, besonders in den USA, stiegen nicht auf diese kleinen neuen Hochöfen ein, da diese die Anforderungen der Automobilindustrie, dem Hauptkunden der Stahlindustrie nicht gerecht wurden.
Als dann die Mini Mills besser wurden, war es für die klassischen Hochöfen fast zu spät.
- Die Hydraulikbagger
In den 70 Jahren wurden immer mehr hydraulikbetriebene Minibagger entwickelt, die man einsetzte um bislang in Handarbeit getätigte Erdarbeiten zu verrichten. Diese kleinen Bagger konnten natürlich zu Beginn nicht die großen Erdarbeiten verrichten, die die Seilbetriebenen Bagger verrichteten.
Aber nach einiger Zeit wurden sie immer besser und da war es fast zu spät.
Ich möchte nicht viel über die Strategie erzählen, die man anwenden kann, um Innovationspfade zu beschreiten. Ich möchte vielmehr über die Menschen schreiben, die es braucht, um die Kreativität zu fördern und zu stärken.
- Leidenschaftliche Menschen
Leidenschaft ist eine Eigenschaft, die Menschen bewegt. Und bewegende Menschen sind wichtig, um Innovationen und neue Gedanken zu treiben. Mitläufer setzen keine neuen Gedanken um. Leidenschaftliche Menschen sind fasziniert von den Möglichkeiten und bewegen ihre Umwelt.
- Über den Tellerrand hinausschauen
Ein Entwickler, der Kunden besucht, ein Einkäufer, die Kundenanforderungen formuliert, ein Produktmanager, der die Testautomatisierung unterstützt. Diese übergreifenden Tätigkeiten helfen, das gegenseitige Verständnis zu stärken. Oft findet man Mitarbeiter, die sich auf ihre Bereiche zurückziehen. Je größer das Unternehmen ist, desto häufiger kann man dies feststellen. Hier helfen stringente Führungsdirektiven, wenn der Blick über den Tellerrand ausbleibt. Aus Führungssicht ist gleichzeitig unerlässlich, Mitarbeitern, die über Ihren eigentlichen Aufgabenbereich hinaus tätig sind, zu ermutigen, weiter zu machen.
- Kommunikatoren
Wer viel redet, kann seine Gedanken weitergeben. Reden alleine reicht aber nicht, da man keine neuen Dinge hört. Man muss auch zuhören können, um den Austausch zu fördern. Die bidirektionale Kommunikation ist Grundlage für einen intensiven Ideenaustausch.
- Unterschiedlichkeit
Dies ist keine Eigenschaft eines Einzelnen, sondern die Eigenschaft eines Teams. Je vielseitige das Team ist, je höher die Diversifikation, desto höher die Variationsmöglichkeit des Teams. Ford hatte zur Entwicklung des Ford Taurus ein Team erstmalig aus Ingenieuren, Marketing und Designern zusammengestellt, die permanent an dem Ford Taurus arbeiteten. Gleichzeitig wurde ein ständiger Kanal zu Kunden aufgebaut. Der Taurus wurde damit eines der erfolgreichsten Autos.
Es gibt noch mehr Eigenschaften, die wichtig für den offenen Blick sind. Jede hat ihren eigenen Wert. In der Summe helfen sie jedem Team, über den Tellerrand zu blicken und offen zu sein, neue Geschäftsmodelle und Technologien zu erkennen und durchzudenken. Nur so kann ein Unternehmen sich langfristig am Markt behaupten.