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Der Zyklus des Parmenides oder warum Veränderung in Organisationen unvermeidlich ist

Blog für Gesellschaft und Digitalisierung

Der Zyklus des Parmenides oder warum Veränderung in Organisationen unvermeidlich ist

„Alles ist konstant, Veränderung ist Illusion.“

Parmenides war ein griechischer Philosoph, der von 520 bis 460 v. Chr. in der süditalienischen Stadt Elea lebte.
Seine Philosophie war umstritten, aber immer anerkannt. Plato schrieb gar eine Abhandlung über ihn, in der er einen Dialog zwischen Parmenides und Sokrates beschreibt.

Eine philosophische Aussage von Parmenides lautet, dass die einzige Wahrheit durch die Konstante in der Existenz dargestellt wird, wogegen die Veränderungen nur Illusionen der einen existierenden Wahrheit sind.
Er nennt zur Veranschaulichung das Beispiel vom Baum. Der Baum ist im Wesentlichen ein Baum, seine Veränderung während der Jahreszeiten innerhalb eines Jahres und seine Veränderung über die Jahre hinweg bezeichnet Parmenides als Schein der einen wahren Existenz, nämlich der des Baums.
Parmenides steht damit im Widerspruch zu anderen Philosphen, wie zum Beispiel Heraklit. Für Heraklit ist die ganze Welt ein Kreislauf von Verwandlungen. Alles fliesst – Panta Rhei.

Die Philosophie von Parmenides kann man auch am Beispiel einer Organisation darstellen. Eine Organisation wird sich immer verändern, wenn sie überleben möchte. Eine Organisation ohne Veränderungen wird unproduktiv und wird früher oder später Opfer der eignen Verfilzung. Mit Organisationsänderungen kann man den Veränderungen in der Umgebung gerecht werden oder auch neuen Anforderungen standhalten. Mit Organisationsveränderungen werden Befinlichkeiten aufgelöst, Dogmen aufgehoben und Barrieren eingerissen und Brücken gebaut, die vorher nicht denkbar waren.

Mit dem Zyklus des Parmenides bezeichnet man den regelmäßigen Wechsel bei großen Organisationen von einer Organisationsform in eine andere. Dabei ist es unerheblich ob zwischen einer abteilungsbezogenen Organisation, einer Matrixorganisation, einer Projektorganisation oder hybriden Formen gewechselt wird.
Kurz gesagt: Real ist die kommende Veränderung einer Organisation. Einer Organisationsänderung wird eine weitere folgen, und dieser wird wieder eine folgen.
Nicht die Auswahl der Zielform, sondern dass eine Veränderung für das Überleben der Organisation unumgänglich ist und die Transformation möglichst reibungsarm abläuft, ist die Konstante und damit die Wahrheit in der Phiosophie des Parmenides.
Die Realität ist die Durchführung der Veränderung. Bezogen auf das Beispiel des Baumes, bedeutet das: Die Organisation ist der Baum mitsamt seinem Wachstum, die Jahreszeiten entsprechen der verschiedenen Organisationsformen, mit denen die Organisation ihen Sinn erfüllt.

Innerhalb einer IT-Organisation ist ein weiteres Beispiel für den Zyklus des Parmenides die erhöhte Standardisierung und die damit verbundene Einführung von zentralen Standardisierungsabteilungen. Sobald diese Standards zu feingranular werden, folgt zwangsläufig ein Effizienzverlust und dann eine erhöhte Spannung zwischen den zentralen und dezentralen IT-Abteilungen. Dieses Dilemma hatte ich vor einigen Jahren bereits in einem Blog-Beitrag zu Resilienz durch Redundanz beschrieben (Siehe unter https://www.bertramgeck.de/?p=253)

Diese Spannung zwischen zentraler und dezentraler Steuerung auszugleichen ist kontinuierlich zwischen den beiden Polen zu balancieren. Dies erfordert eine stetige Reflexion und Neuausrichtung. Ein einzelnes Rezept, wie diese Balance vorzunehmen ist, gibt es nicht. Was aber für alle Organisationen gilt, ist das Erfordernis, diesen Spagat zu bewältigen.

Die Frage, diese erwähnte Balance als ständige Bewegung und damit als Veränderung zu sehen und so Heraklit und Parmenides als sich ergänzende Philosophien in der Organisationsentwicklung wirken zu lassen, diskutieren wir in einem späteren Beitrag.

Weitere Literatur:

https://de.wikipedia.org/wiki/Parmenides

https://www.researchgate.net/publication/370022841_Im_Spannungsfeld_Ambidextre_Fuhrung_in_der_Bundesagentur_fur_Arbeit

https://www.bertramgeck.de/?p=253

https://www.managementangels.com/ambidextrie-unternehmen-brauchen-zwei-betriebssysteme

 

One Response

  1. […] im Abstand mehrer Jahre Umorganisationen. Ich hatte das bereits in dem Blogbeitrag „Der Zyklus des Parmenides“ […]

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